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22.12.2015

Warum sagen wir von den Sternen ...


Warum sagen wir von den Sternen, dass sie im Raum schweben, aber von den Fischen, dass sie im Wasser schwimmen? Doch wohl deshalb, weil zwischen den Fischen Wasser ist, während zwischen den Sternen nichts ist als eben Zwischenraum.
Den Gedanken, so zu tun, als ob etwas da wäre, wo in Wirklichkeit nichts ist, hat Christian Morgenstern in seinem Gedicht vom Lattenzaun festgehalten:

"Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein grosses Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein."

15.05.2008

Einander aufrichtig begegnen


Ich wünsche mir Mitmenschen,

bei denen ich ohne Herzklopfen und innere Anspannung anklopfen kann, denen mein Erscheinen nicht von vornherein lästig ist, die mich nicht an der Türe abfertigen, sondern herein bitten und in Ruhe zuhören.

Ich wünsche mir Mitmenschen,

die ich in der Not nicht anbetteln muss, bei denen Freundschaft und Nächstenliebe nicht eine leere Floskel, sondern eine Selbstverständlichkeit ist.

Ich wünsche mir Mitmenschen,

denen ich so viel wert bin, dass sie mir nicht nach dem Munde reden, sondern mich aufmerksam machen, auf Fehler, Spinnereien, Risiken, Gefahren. Ich wünsche mir aufrichtige Gegenüber, die nicht mit zwei Zungen reden und die nicht freundlich und anerkennend mir ins Gesicht lächeln, aber geringschätzig und abfällig - hinter meinem Rücken reden.

Ich wünsche mir Mitmenschen,

die bei Gegensätzen meinen Standpunkt achten und nach seiner Begründung fragen, wenn sie ihn nicht verstehen, die meinen Stolz nicht demütigen und meine Gefühle achten.

Ich wünsche mir Mitmenschen,

die bei Schicksalsschlägen und in Traurigkeiten mir Mut machen, mich niemals aufzugeben.

Ich wünsche mir Mitmenschen,

mit denen ich lachen kann, die Worte nicht auf die Goldwaage legen, die sich auch einmal auf den Arm nehmen lassen und Spass verstehen, die nicht gleich oder für alle Ewigkeit eingeschnappt sind, die es mit einer Entschuldigung bewendet sein lassen und mich nicht um Abbitte auf die Knie zwingen.

Ich wünsche mir von Herzen,
ein solcher Nächster meinem Nächsten sein zu können.


Bilder aus dem Garten der Modern Music School - Mitlödi - Glarus.

19.03.2007

Das Mitleid

Ein Mensch, den andere nicht gern mögen,
den von des Lebens Futtertrögen
die Glücklicheren, die Starken, Grossen
schon mehr als einmal fortgestossen,
steht wieder mal, ein armes Schwein,
im Kampf ums Dasein ganz allein.
Das er uns leid tut, das ist klar:
sofern es unser Trog nicht war.
Eugen Roth

28.01.2007

Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blüthenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Aehren wogen sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit die Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph Freiherr von Eichendorff